Baureihe 107 |
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Verkaufsbezeichnung: |
SL, SLC |
Produktionszeitraum: |
1971–1989 |
Motoren: |
Ottomotoren: |
Länge: |
4390–4750 mm |
Breite: |
1790 mm |
Höhe: |
1290–1330 mm |
2460–2820 mm |
|
1500–1720 kg |
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Vorgängermodell: |
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Nachfolgemodell: |
Der Mercedes-Benz R 107 ist ein zweisitziger
Roadster mit
auf Wunsch lieferbaren hinteren
Notsitzen. Das Schwestermodell
Mercedes-Benz C 107
verfügt gegenüber dem Roadster über einen verlängerten
Radstand und
ist ein fünfsitziges
Coupé mit vollwertigen hinteren Sitzen. Die Wagen gehören zur
SL-Baureihe von
Mercedes-Benz.
SL offen und geschlossen sowie mit Hardtop
Mercedes-Benz 350 SLC (1973)
Die
SL-Baureihe 107, die 1971 als Nachfolger
der sogenannten „Pagode“ (Baureihe W 113) auf den Markt kam, begründete
mit den Breitband-H4-Scheinwerfern und den großen geriffelten Rückleuchten eine
neue Gestaltungslinie bei
Mercedes-Benz. Eine leichte Keilform deutete auf eine
verbesserte
Aerodynamik hin. Verantwortlicher Designer dieser Serie
war erneut
Friedrich Geiger, der bereits
für die zeitlosen Schöpfungen des 300 SL (einschließlich Roadster) und des
Mercedes-Benz 500K verantwortlich zeichnete.[1]
Das Erscheinungsbild des R107 war stilprägend für das
Mercedes-Benz-Design in den 70er Jahren. Viele Details finden sich auch in der
1972 vorgestellten S-Klasse, dem
Mercedes-Benz W116.
Wie bereits beim Vorgängermodell stellten die USA den größten Absatzmarkt.
Der überwiegende Teil der Fahrzeuge war mit den großvolumigen V8-Motoren
ausgestattet. Die A-Säule war für Überschläge besonders fest ausgelegt, ein
Airbag war seit 1982 erhältlich.
Mit den Typen
450 SLC,
450 SLC 5.0 und
500 SLC nahm
Daimler-Benz Ende der 1970er Jahre an großen Rallyes wie der 30.000 km
langen Vuelta à la America del Sud (1977), der
Safari-Rallye (1979) und der
Bandama-Rallye
(1979/1980) teil.
Ein Nachfolgemodell wurde bereits Anfang der 1980er Jahre entwickelt, jedoch
zugunsten der Mittelklasse-Baureihen W124 und W201 zurückgestellt. Dadurch
blieb die Baureihe R 107 insgesamt 18 Jahre lang im Angebot. Nachfolger des SL
(R 107) war der
1989
vorgestellte
Mercedes-Benz R 129, der offizielle Nachfolger
des SLC (C 107) war der 1981 vorgestellte SEC der
Baureihe 126.
Mercedes-Benz M117
Die Motoren im R 107 waren teilweise Neukonstruktionen. Die V8-Motoren
wurden 1969 zuvor in den großen Limousinen (300 SE/L) präsentiert oder waren, wie der
Reihensechszylinder
M 110 im 280 SL (1974), Weiterentwicklungen
des M 130 aus dem
W 113.
Der Reihensechszylinder hat einen Doppelnockenwellen-Zylinderkopf und
leistet 185 PS (zwischen 2/1976 und 4/1978 177 PS). Die beiden
V8-Motoren gab es zunächst (1971) mit 3,5 Liter Hubraum
(147 kW/200 PS, interner Name
M 116) und ab 1972 auch mit 4,5 Liter
(225 PS,
M 117).
Der 3,5-Liter-Motor ist der einzige Nachkriegs-PKW-Achtzylinder,
der von Daimler-Benz während seiner gesamten Bauzeit von 1969 bis 1979
serienmäßig mit Schaltgetriebe angeboten wurde. Das Schaltgetriebe gab es demnach
nicht für den 4,5-Liter-Motor M117, der bis 1972 nur an US-Kunden ausgeliefert
wurde. Für den 350 SL gab es im ersten Produktionsjahr
auf Wunsch und gegen Aufpreis das aus den 3.5er Modellen der Baureihen W108/109
und W111 bekannte 4-Gang-Automatikgetriebe.
Mit den US-Modellen W107 (ab 1971) und W108 (ab Ende 1969) wurde bereits die
Antriebstechnik der kommenden S-Klasse W116 und fortan auch für die V8-Modelle
der 107er Baureihe vorweg in den USA getestet. Die Automatikfahrzeuge für die
USA mit dem 4.5 Liter großen Achtzylinder bekamen statt der bisherigen Föttinger-Kupplung (Kupplung nur mit Pumpenrad und
Turbinenrad) und Viergang-Automat einen Drehmomentwandler (mit zusätzlichem
Umlenkrad) und Dreigang-Automat. Manch klassisch eingestellter Kunde misstraute
dieser neuen Technik und zog ein Schaltgetriebe vor. Heute sind
Mercedes-Achtzylinder mit Schaltgetriebe relativ selten und teils begehrt.
Im Wege der Auswirkungen der ersten Ölkrise wurden um 1974 USA-Versionen des 450 SL zeitweise mit niedriger Verdichtung und nur ca.
175 PS ausgeliefert. Zu dieser Zeit waren an den in die USA ausgelieferten SL
noch kurze Stoßstangen wie bei den Europa-Versionen montiert - später wurden im
Wege der geänderten US-Gesetzgebung verlängerte und mit Stoßdämpfer-Elementen
ausgerüstete Stoßstangen verbaut, die einen Aufprall mit bis zu 8 km/h ohne
bleibende Schäden an der Karosserie aushalten müssen. Die Optik dieser USA-SL
wurde durch Fernsehserien bekannt als "Dallas-Look". Teils werden
heute aus den USA re-importierte Wagen wieder auf die
europäische Optik zurückgebaut, was zu einer extremen Verknappung dieser
Scheinwerfer und Stoßstangen führt. Nach Stand Anfang 2016 sind diese Teile
praktisch nirgendwo zu erhalten, und wenn doch mal ein Umbausatz auftaucht,
wird hierfür ein exorbitanter Preis weit oberhalb von 3.000 EUR verlangt. Nach
EU-Gesetzen dürfen die langen US-Stoßstangen verbleiben, jedoch müssen
zumindest die Scheinwerfer-Einsätze "Sealed
Beam" ausgetauscht werden gegen Leuchteinheiten mit
EU-Prüfzeichen.
Über die gesamte Laufzeit des R 107 von 18 Jahren wurden die Motoren
immer wieder parallel zu den Antrieben der S-Klasse den veränderten
Umweltauflagen angepasst und in Leistung oder Hubraum verändert. So gab es das SLC-Coupé als 450 SLC 5.0 ab 1978 mit einem
Fünfliter-V8 mit 240 PS und neu konstruiertem Aluminiumzylinderblock (Alusil). Besonderheit war neben der Gewichtserleichterung,
dass die Reibpaarung Aluminium (am Kolben) gegen Eisen (im Motorblock) umgedreht
wurde, indem die Kolben eisenbeschichtet sind. Das Ausbohren eines
Aluminium-Blocks erfordert im Reparaturfall eine besondere Nachbearbeitung,
indem Alusil-Kristalle nach der mechanischen
Bearbeitung mit einem Ätz-Vorgang aus dem Alu-Grundmaterial freigelegt werden
müssen, um dem Verschleiß vorzubeugen. Diesen Motor gab es ab 1980 dann als
500 SL auch im Roadster - dann auch wieder beim Achtzylinder mit vier
Gängen im Getriebeautomaten. 450 SLC 5.0 hat Dreigang, 500 SLC hat Viergang.
1985 gab es die umfangreichste Überarbeitung des R 107: Ein neuer
Dreiliter-Reihensechszylinder (M 103) mit 188 PS im 300 SL und
ein von 3,8 auf 4,2 Liter (420 SL) aufgebohrter
M 116 mit
218 PS. Die Auslieferung war auch mit Katalysator möglich. Der Motor mit
4,2 Litern wurde nach kurzer Bauzeit in Hub und Bohrung verändert. Der
Katalysator wurde 1986 serienmäßig eingebaut und war ab 1989 Pflicht. Versionen
ohne Katalysator blieben bis 1989 lieferbar und hießen ab 1987
RÜF-Version (Rückrüstfahrzeug; ein Fahrzeug, bei dem
man in Ländern mit verbleitem Benzin den Katalysator auch notfalls ausbauen
konnte).
Der „Exot“ der Baureihe 107, der 560 SL, war entgegen vielen Meinungen
ab 1985 infolge der nun verbesserten Benzinqualität in den USA nicht mehr
niedrig verdichtet. Er war mit 5547 cm³ Hubraum und 170 kW
(231 PS) nur unwesentlich schwächer als das nicht in Amerika angebotene
europäische Topmodell der Baureihe. Die Motorleistung des
500 SL ohne Katalysator wurde im selben Jahr auf 180 kW (245 PS,
165 kW bzw. 223 PS mit Katalysator) erhöht, und er war damit das stärkste
Modell seit Produktionsbeginn der Baureihe 107 im Jahre 1971. Der 560 SL
hat jedoch die kürzere Achsübersetzung des
420 SL. Der 560 SL war in den USA sehr beliebt, was auch die
Verkaufszahlen bewiesen. Diese Topversion der Baureihe wies als einziges Modell
einen Knieaufprallschutz als zusätzlichen Sicherheitsstandard sowie einen
Seitenaufprallschutz mit Verstärkungen in den Türen auf.
Über das Baukastensystem ist im Grunde jeder R107 mit jedem in den
Limousinen verfügbaren Motor umbaubar. Auch ein 300
PS starker 560 SL mit den ECE-Versionen der in Europa angebotenen
W126-Limousinen und -Coupés der Modelle 560 SE/L bzw. 560 SEC ist somit ggfs. technisch einfach realisierbar - wiewohl dann nicht
mehr original. Umbauten wurden in Einzelfällen über nahezu die komplette
Motorenpalette gemacht - vom Fünfzylinder-Diesel OM617 mit 80 PS bis hin zum
Einbau des 6,9 Liter großen Motors M100 aus dem
450 SEL 6.9 finden sich beinahe alle
zeitgenössischen Mercedes-PKW-Motoren vereinzelt auch
in R 107 und C 107.
Modellvarianten |
||||
Modell |
Motortyp |
Hubraum in cm³ |
Leistung in PS |
Bauzeit |
Roadster R 107
(SL) |
||||
280 SL |
2746 |
185, ab 2/1976
177, ab 4/1978 185 |
1974–1985 |
|
350 SL |
3499 |
200, ab 2/1976
195 |
1971–1980 |
|
450 SL |
4520 |
225, ab 11/75
217 |
1971–1980 |
|
380 SL |
3818 (ab Bj. 81: 3839) |
218, ab 10/81
204 |
1980–1985 |
|
500 SL |
4973 |
240, ab 10/81
231, ab 9/85 245 |
1980–1989 |
|
560 SL (US-Version) |
5547 |
231 |
1985–1989 |
|
300 SL |
2963 |
188, mit Kat:
180 |
1985–1989 |
|
420 SL |
4196 |
218, mit Kat:
204 |
1985–1989 |
|
Coupé C 107
(SLC) |
||||
280 SLC |
2746 |
185, ab 2/1976
177, ab 4/1978 185 |
1974–1981 |
|
350 SLC |
3499 |
200, ab 2/1976
195 |
1972–1980 |
|
450 SLC |
4520 |
225, ab 11/75
217 |
1972–1980 |
|
450 SLC 5.0 |
5025 |
240 |
1978–1980 |
|
380 SLC |
3818 |
218 |
1980–1981 |
|
500 SLC |
4973 |
240 |
1980–1981 |
Phantombild des Mercedes-Benz 380 SL
Der neue SL setzte im Bereich der passiven Sicherheit neue Maßstäbe:
Béla
Barényis Sicherheitskonzept mit Knautschzonen vorne
und hinten und der gestaltfesten Fahrgastzelle – das „Drei-Boxen-Prinzip“ –
fand auch im 1971er SL seinen Niederschlag. Das Rückgrat des R 107 war nicht
einfach eine verkürzte und verstärkte Limousinen-Bodengruppe
wie beim Vorgänger, sondern eine eigenständige Rahmenbodenanlage mit
geschlossenem Kardantunnel sowie kastenförmigen Quer- und Längsträgern, deren
Besonderheit in unterschiedlichen Blechstärken lag und dem daraus resultierenden
definierten Knautschverhalten.
Da der SL ein offener Wagen ohne Targabügel sein
sollte, blieben als einziges Sicherheitspotential für den Roadster bei einem
eventuellen Überschlag die A-Säulen samt Windschutzscheibe. Sie wurden von
Grund auf neu entwickelt und erbrachten eine um 50 Prozent höhere Festigkeit
als die bisher gebaute Version. Zudem wurde die Windschutzscheibe zur Erhöhung
der Festigkeit in den Rahmen eingeklebt. Das ergab eine beachtliche
Widerstandskraft beim Dachfalltest, womit der offene Wagen auch ohne Targabügel in den USA zulässig war. Die Heckscheibe im
Hardtop war ebenfalls geklebt.
Datenkarte eines der ersten R 107
Selbst im Innenraum gab es richtungsweisende
Neuerungen. Das Armaturenbrett war sowohl im oberen als auch im Kniebereich
stoßnachgiebig und schaumgepolstert. Ebenfalls eine Neuheit war das Vierspeichenlenkrad, gebaut nach den Erkenntnissen der
Unfallforscher. Geblieben war der schon bewährte Pralltopf; aber Lenkradkranz,
die vier Speichen, Polsterplatte und Nabe sind mit
Polyurethan
umschäumt. Teleskop-Sicherheitslenksäule und das hinter der Vorderachse
liegende Lenkgetriebe ergänzen die Sicherheitsmaßnahmen unter dem Blech. Die
Fahrzeuge haben serienmäßig Dreipunktgurte. Die Türgriffe waren ebenfalls neu
konstruiert, so dass sie auch nach Unfällen nicht von selbst aufspringen, sich
jedoch weiterhin mit Handkraft öffnen lassen.
Leicht zu bedienen – das „schnellste“ aller Cabriolets und Roadster – war
das Verdeck des SL, eine genial einfache Konstruktion, die auf jeden
Automatismus verzichtet. In abgeklapptem Zustand
verschwindet es, wie schon bei den Vorgängern, unter einer Abdeckung. Zum
serienmäßigen Lieferumfang gehört auch das im Winterbetrieb zu empfehlende
Hardtop-Dach, das sich mit wenigen Handgriffen umbauen lässt und dem Roadster
das Aussehen eines Coupés verleiht.
Die Sitze waren von Anfang an mit Kopfstützen und Automatik-Sicherheitsgurten
lieferbar. Auf Wunsch war anstelle der serienmäßigen Gepäckablage hinter den
Sitzen gegen Aufpreis eine Art „Sitzgelegenheit“ erhältlich, die allerdings nur
für Kinder bis 30 kg zugelassen und sehr beengt war.
Für Wohlbefinden sorgt die unabhängig vom Staudruck arbeitende und über
Klappen geregelte, spontan reagierende Heizung, unterstützt durch eine
neuartige Klimatisierung der Türen. Ein kleiner Gag war die im Handschuhfach
integrierte aufladbare Taschenlampe. Schmutzabweisende Verkleidungen an A-Säulen
und Außenspiegeln lassen gute Sicht auch bei schlechtem Wetter zu. Die in
Wagenmitte eng nebeneinander angeordneten Scheibenwischer halten 70 Prozent der
Scheibenfläche frei, liegen optimal im Luftstrom und heben auch bei höheren
Geschwindigkeiten nicht ab.
Im Laufe der Jahre wuchs das Angebot an
passiver und auch aktiver Sicherheitsausstattung
weiter an. So gab es ab 1980
ABS und ab 1982 einen
Airbag für den
Fahrer.
Wie bei
Mercedes-Benz üblich, war die Liste der
Ausstattungsextras lang und konnte den Wagen erheblich verteuern. Von
elektrischen
Fensterhebern über die
Sitzheizung
bis zur
Klimaanlage und das
B-Netz-Autotelefon wurde vieles als Option angeboten.
Mercedes-Benz 450 SLC 5,0
Mercedes-Benz 350 SLC (1973)
Auf Basis der Baureihe
W 111, der „Heckflosse“, hatte Daimler-Benz
1961 sowohl ein Coupé als auch ein Cabriolet präsentiert, dem nach angemessener
Bauzeit ein neues Modell folgen sollte. Die nächste Basis, die langsam
heranreifende neue S-Klasse, war jedoch nicht rechtzeitig greifbar, um ein
darauf aufbauendes Coupé zu Beginn der 70er Jahre vorzustellen. So wurde auf
die SL-Basis zurückgegriffen, zumal schon ein weit entwickelter Entwurf von
Karl Wilfert im Sindelfinger Prototypenbau auf seine
Realisierung wartete. Die Werksbezeichnung war dementsprechend C 107.
Der SLC, wie das Sportcoupé offiziell hieß, hatte seine Premiere auf dem
Pariser Automobil-Salon im Oktober 1971. Bis zur Windschutzscheibe entsprach
sein Äußeres dem des Roadsters. Über dem fünfsitzigen Fahrgastabteil streckt
sich das flache Dach, das in eine riesige, in zwei Richtungen gewölbte, sehr
schräg stehende Heckscheibe mündet, die wiederum dem Heck eine vergleichsweise
große Länge diktiert und dessen Kofferraumdeckel im Gegensatz zum Roadster eine
leicht konvexe Kontur aufweist. In der Seitenansicht wird die Länge durch den
größeren Radstand dokumentiert, 2820 gegenüber 2460 Millimeter, und auch durch
die Linie der Seitenscheiben, die, wie bei einem Mercedes-Benz-Coupé üblich,
voll versenkbar sind, ohne störende B-Säule. Beim SLC stellte sich in dieser
Frage jedoch eine Schwierigkeit: Der kurze Abstand zwischen Tür und hinterem
Radlauf verlangte nach einem komplizierten und daher potentiell störanfälligen
Dreh-Kipp-Versenkmechanismus, um die hinteren Seitenscheiben komplett versenken
zu lassen. Karl Wilferts Ausweg aus diesem Dilemma
waren die später stilistisch nicht unumstrittenen, aber höchst markanten,
doppelt verglasten „Sichtblenden“ mit den eingebauten Lamellen, die das
Seitenfenster unterteilen und so verkleinern, dass der vordere bewegliche Teil
ganz versenkt werden kann.
Erstmals war bei diesem Auto der serienmäßige Verbandkasten in einer
speziellen Mulde unter dem Heckfenster verstaut, Vorbild für viele folgende
Mercedes-Benz-Modelle bis 1995.
Angeboten wurde der SLC von 1971 bis 1981 als 350 SLC, dann als 450 SLC, 280
SLC, 380 SLC, 450 SLC und 500 SLC, mit den gleichen Motoren und
Getriebeausstattungen wie der Roadster. Einen 420 SLC gab es nicht, denn zu
jener Zeit waren bei den Coupés schon die Parallelmodelle der Serie W126 am
Markt. Eine Ausnahme bildete 1978 bis 1980 der 450 SLC 5.0, in dem der neue
Leichtmetall-V8-Fünfliter zunächst lanciert wurde. Außerdem bekam dieser Wagen
erstmals in der 107er Baureihe einen Frontspoiler und eine Gummilippe als
Heckspoiler.
Der
cw-Wert
des SLC erwies sich als deutlich besser als der des SL, sodass er trotz
Mehrgewicht von 45 bis 50 Kilogramm die gleichen Fahrleistungen erreichte. Im
Verlauf seiner zehnjährigen Geschichte fand der SLC insgesamt 62.888 Käufer.
SL in US-Ausführung
SLC in US-Ausführung
Der 560 SL (1985 bis 1989) wurde als Exportmodell für den
amerikanischen, australischen und japanischen Markt konzipiert und wurde in
Europa nie offiziell angeboten. Die oft als hässlich bezeichneten „Bumpers“ (Stoßfänger) der US-Modelle sind rostfrei.
Beim 560 SL (US-Version) sind überdies die
meisten Karosserieteile, wie Hauben, Türen, Stoßstangen, Hardtop usw. mit der Original-Fahrzeug-FIN
(Fahrzeugidentifikationsnummer/Chassisnummer) markiert. Daraus lässt sich auf
etwaige Vorunfallschäden schließen. Ersetzte Teile sind mit einem „R“ für „replacement“ markiert.
Diese 560er US-Versionen wurden ab Werk in weitgehender Vollausstattung ausgeliefert.
Die einzige zusätzlich lieferbare Sonderausstattung war eine Sitzheizung.
Der Typ 450 SLC 5.0 (ab 1980 500 SLC) wartete mit einer
Besonderheit auf: Zur Gewichtsersparnis (u. a. wegen des werksseitig
beabsichtigten Rallye-Einsatzes) waren die großen Hauben aus Aluminium gebaut.
Ferner erhielt er serienmäßig einen kleinen Gummiheckspoiler – eine Neuheit bei
Daimler-Benz.
Die Typen 450 SLC 5.0 und 500 SLC sind nicht nur in der
Bezeichnung unterschiedlich: Während der Vorgänger 450 SLC 5.0 ein
Dreigang-Automatikgetriebe mit breiteren, dem hohen Drehmoment entsprechenden
Zahnradsätzen fuhr, wurde der ansonsten baugleiche 500 SLC erstmals über
ein Viergang-Automatikgetriebe angetrieben, das erst mit verbesserten
Werkstoffen und Fertigungsverfahren haltbar zu bauen war. Auch sind die
Aluminiumhauben nur an der Version 450 SLC 5.0 zu finden.
SLC im Rallyesport
Die Langstreckenrallye London–Sydney war für
Daimler-Benz 1977 nach langer Motorsport-Pause mit dem ersten, zweiten,
sechsten und achten Platz ein erster großer Erfolg im wiedererwachten
Sportengagement. Mercedes-Benz hatte alle Motorsportakivitäten
nach dem katastrophalen Unfall bei den
24h von Le Mans
1955 komplett eingestellt. Für die 1978 anstehenden Aktivitäten kamen der
280 E und der 450 SLC 5.0 in Frage. Die Fahrzeuge entsprachen
weitgehend der Serie und damit dem Reglement. Sie wurden nur mit zusätzlichen
Fernscheinwerfern, Scheinwerfergittern, höher gelegter Karosserie,
Schalensitzen, Überrollkäfig, zusätzlichen Benzinpumpen und einem
Tripmaster aufgerüstet. Das Team
trat unter der Leitung von
Erich Waxenberger
an.
Die erste Herausforderung war die „Vuelta a la Americana Sud“, eine Mammut-Rallye von fast 30.000
Kilometern Länge durch zehn Länder Südamerikas vom 17. August bis 24. September
1978. Die ersten fünf Plätze gingen an Mercedes-Benz, davon auf Platz eins,
zwei und vier die 450 SLC 5.0, auf drei und fünf die 280 E.
1979 schloss sich vom 12. bis 16. April die
Rallye
Safari an, die nach etlichen Pannen und Brüchen mit einem zweiten und einem
sechsten Platz für die 450 SLC 5.0 und einem vierten für den
280 E endete.
Die Bandama-Rallye (heute
Rallye Elfenbeinküste) durch die Savannen der
Elfenbeinküste vom 9. bis 14. Dezember 1979 über 5.600 Kilometer endete für die
Mercedes-Benz-Crew mit einem Vierfachsieg. Wie schwierig diese Rallye war,
zeigte das Ergebnis von 1972: Damals erreichte kein Wagen das Ziel, demzufolge
gab es auch keinen Sieger.
1980 wurde das „Dickschiff“ 450 SLC 5.0 nochmals überarbeitet,
gewichtserleichtert und vorbereitet für breitere und größere Reifen durch
größere Radausschnitte und Kotflügel-Verbreiterungen. Bei der
Rallye
Portugal vom 4. bis 9. März wurden der vierte und der fünfte Rang erreicht.
Die Safari Rallye in Kenia vom 3. bis 7. April 1980 endete mit einem
dritten, sechsten und zehnten Platz für Mercedes-Benz.
Vom 24. bis 30. Mai lief die
Akropolis-Rallye, bei
der
Dieter Glemser 15 Jahre
vorher wenigstens eine Platzierung erreicht hatte. Diesmal reichte es nur zu
einem hinteren Platz. Versagende Bremsen, die Lenkung verbiegende Steine,
gebrochene Kraftstoffleitungen und verlorene Tankdeckel hatten die Mercedes-Werksfahrer
zurückgeworfen.
Bei der Rallye Codasur in Argentinien vom 19. bis
25. Juli kam nur ein Team ins Ziel und erreichte den zweiten Platz.
Die neuerliche Teilnahme an der Bandama-Rallye im
Dezember brachte diesmal einen Doppelsieg. 50 Prozent der gestarteten SLC
hatten das Ziel ohne Blessuren erreicht: Bei dieser Rallye, die bei 5.336
Kilometer Gesamtlänge nur 792 Kilometer asphaltierte Straße aufwies, ein
Meisterstück – und das letzte, denn Daimler-Benz zog sich mit Abschluss der
1980er Saison aus dem Rallysport zurück.